Die Thorens-300er-Baureihe

Der 1984 vorgestellte TD 320 war das erste Laufwerk der 300er Baureihe, die richtungsweisend für eine ganze Generation von Thorens-Plattenspielern werden sollte. Es handelte sich dabei um eine komplette Neukonstruktion, die mit ihren Vorgängern lediglich das Grundprinzip des Schwingchassis (Subchassis) und den Riemenantrieb gemeinsam hatte. Allerdings gab es nicht mehr - wie bei den älteren Thorens-Modellen TD 147, TD 160 & Co. - eine Holzkiste, in die ein Blech- oder Gusschassis eingehängt wurde; bei den typischen 300ern ist das Schwingchassis sichtbares Teil des Holzgehäuses, das aus MDF (mitteldichte Faserplatte) gefertigt und mit Echtholz furniert oder lackiert wurde. Die Aufhängung des Schwingchassis an Blattfedern und Stahlseilen hatte sich bereits in den Superlaufwerken "Reference" und "Prestige" bewährt und löste die Spiralfederung der Vorgängermodelle ab. Während die kegelgefederten Subchassis bei falscher Justage zum Taumeln neigten, konnten die blattgefederten Chassis, wie gefordert, nur kolbenförmig auf und ab schwingen. Die an Kegelfedern aufgehängten Subchassis der älteren Laufwerke galten als sehr empfindlich, wenn es um die Justage ging. Klangeinbußen wurden häufig auf eine falsch eingestellte Federung zurückgeführt. Die Blattfederung der 300er war gegen Justagefehler zwar unempfindlicher, klanglich sagte man den kegelgefederten Laufwerken, wie TD 166, TD 146 und vor allem den legendären Konstruktionen der 60er und 70er Jahre (TD 150, TD 126 und TD 160), eine höhere Klangqualität nach. Als Ursache wurde häufig die neue Konstruktion des Subchassis dafür verantwortlich gemacht.
Auch der Antrieb wurde komplett überarbeitet. Während der Motor bei den älteren Laufwerken über die Netzfrequenz von 50 Hz geregelt wurde, sorgte bei der 300er Serie ein eigener 2-Phasen-Generator für stabilen Gleichlauf. Dabei wird die Wechselspannung aus dem Netzteil gleichgerichtet, stabilisiert und betreibt anschließend einen Sinusoszillator, der über nachgeschaltete Leistungsverstärker den Motor mit den nötigen phasenrichtigen Wechselspannungen versorgt. Mit dieser Technik, die sich bereits in den frühen 70er Jahren beim TD 125 bewährt hatte, können Schwankungen der Netzfrequenz zuverlässig vom Motor ferngehalten werden. Dennoch erinnerten sich viele Fans wehmütig an Laufwerke (z.B. TD 124 und die ersten TD 160), deren Motoren mit der Netzspannung von 220 Volt betrieben wurde. Die schweren Plattenteller trugen damals ihren Teil zum stabilen Gleichlauf bei (der Teller des 320er brachte allerdings auch gut 3 kg auf die Waage). Ausgedient hatte auch die mechanische Drehzahlumschaltung. Diese erfolgte nun elektronisch ohne Deformation des Riemens und ohne mechanischen Eingriff. Der bei den Vorgängern häufig verwendete 16-polige Synchronmotor von BERGER (Lahr) kam noch bei den Geräten der ersten und zweiten Generation zum Einsatz, mit dem Erscheinen des TD 320 Mk III setzte Thorens bei den 300ern einen vom gleichen Hersteller entwickelten 24-poligen Synchronmotor mit ca. 16 Volt Betriebsspannung ein. Die berührungsfrei arbeitende optoelektronische Endabschaltung mit kombiniertem Tonarmlift, die schon bei früheren Laufwerken zum Einsatz kam, wurde auch bei den 300ern eher kritisch aufgenommen - nach der Ansicht von Puristen hat ein hochwertiger Plattenspieler ein rein manuelles Gerät zu sein !
Um die neue Technik zu veranschaulichen, entstand 1984 der Thorens "Phantasie", eine auf dem TD 320 basierende Designstudie, deren durchsichtiges Gehäuse aus einem massiven Acrylblock gearbeitet war.
Insbesondere der 320er erwies sich als solider, zuverlässiger und vernünftiger Plattenspieler, dem die bisweilen divenhaften Allüren der älteren Laufwerke völlig fremd waren. Aber auch die 300er haben Tuningpotenzial. Insbesondere mit den RDC-Komponenten (Bodenplatte, Tellerlager, Tonarmlager, Headshell und Plattenteller) von Clearaudio lassen sich die Laufwerke technisch und klanglich verbessern. Um audiophile Naturen von den Qualitäten der 300er zu überzeugen, bot Thorens mit dem TD 321, dem heimlichen "Star" der 300er, ein manuelles Laufwerk ohne Tonarm an. Zusätzlich war der TD 316 erhältlich; im wesentlichen ein 318er ohne Endabschaltung.
Ab der zweiten Generation, wurden die 300er mit neuen Tonarmen ausgestattet. Auf dem TD 320 Mk II kam der TP 90 zum Einsatz, bei dem Thorens Konstruktionsdetails des seit Jahren bewährten TP 16 aufgriff, der bis in die 80er Jahre hinein Maßstäbe setzte. Dazu gehörte die kardanische Lagerung mit extrem reibungsarmen Kugellagern und die berührungslos magnetisch wirkende Skating-Kompensation. Um die Steifigkeit zu erhöhen, konnte anstelle des kompletten Tonarmrohrs nur noch das Headshell gewechselt werden. Dieser Tonarm wurde mit längerem Tonarmrohr (10") als TP 90 L auch auf dem großen TD 520 eingesetzt und kam später mit festem Headshell als TP 90 S auf dem TD 3001 zum Einsatz, der ebenso wie der TD 2001 aus der 300er Baureihe entwickelt wurde. Der TD 318 Mk II erhielt den einfacheren TP 28, eine Weiterentwicklung des TP 22. Der TD 320 Mk II konnte auch mit dem "S-Paket" aufgerüstet werden. Dieses beinhaltete einen 9 kg schweren Plattenteller, der aus massivem Messing gedreht war, eine Acryl-Tonarmbasis, verstärkte Chassis-Federung und einen Spezial-Antriebsteller.
Bis auf den neuen 24-poligen Antriebsmotor unterschied sich die letzte Generation des TD 320, der TD 320 Mk III, nur unwesentlich vom Mk II.
Auf dem TD 318 Mk III, einer einfacheren Variante des TD 320 Mk III, war der Tonarm TP 50 montiert, dessen horizontales Lager tiefergelegt wurde und sich auf der Höhe des Plattentellers befand. Konstruktiv und qualitativ war dieser Tonarm dem TP 28 deutlich überlegen.
Mit dem Nachfolger des TD 320 Mk III, dem 1999 vorgestellten TD 325, wurde das Subchassis wieder komplett in das Innere des Gehäuses verlegt. Der Innenteller bestand bei diesem Modell jedoch aus Kunststoff.
Als Thorens im Jahr 2000 in wirtschaftliche Turbulenzen geriet, wurde die Fertigung der 300er eingestellt.

Danke an Jürgen Vogt !