Der TD 520 war der Nachfolger des TD 127 und galt als Inbegriff höchster Plattenspielerkultur. Technisch entsprach er weitgehend der 300er Baureihe, konnte jedoch wie sein Vorgänger mit Tonarmen bis 12 Zoll Länge ausgestattet werden. Der Antrieb mit Riemen und elektronischer Motorregelung sorgte für höchste Laufruhe. Die massive resonanzfreie 3-Schicht Zarge bestand aus der Materialkombination Aluminium-Holz-Silikon. Statt einer Bodenwanne aus tiefgezogenem Stahlblech, die bei der 300er-Reihe eingebaut war, erhielt der 520er eine massive Bodenplatte aus stärker dämpfendem Multiplex-Werkstoff. Eine Besonderheit war das sogenannte "S"-Paket mit einem 9 kg schweren Plattenteller, gedreht aus massivem Messing, Acryl-Tonarmbasis, verstärkter Chassis-Federung und Spezial-Antriebsteller, mit dem auch die Anhänger schwerer Masselaufwerke angesprochen werden sollten. Als besonderes, sehr seltenes Highlight gilt der TD 520 mit Acryl-Gehäuse. Von dieser Variante wurden nur 17 Exemplare gebaut. Der TD 521 entsprach technisch dem 520er, war jedoch weder mit Tonarm noch mit Endabschaltung ausgestattet.
Hier der Wortlaut eines Audio-Tests vom August 1987 (Thorens TD 520 mit SME 3012-R, von Thomas Senft):
Titel: Zurück in die Zukunft
Mitten in der CD-Ära setzt Thorens mit einem hochwertigen Laufwerk auf die Zukunft der Analogplatte.
Mit einer Spieluhr hat er nicht mehr viel Ähnlichkeit. Doch ohne die rückblickend rührend anmutende Idee des Schweizers Hermann Thorens, im Jahre 1883 im helvetischen Ste. Croix eine eigene Musikdosen-Fabrikation zu gründen, hätte das jüngste High-End-Laufwerk aus dem Hause Thorens wohl kaum je das Licht der Welt erblickt.
Selbst dem technisch unbedarften Analog-Fan wird allein schon der Anblick dieses gediegenen Grammophons den unwiderstehlichen Wunsch nach Besitz ins audiophile Herz einpflanzen. Die in Edelfurnier gekleidete Zarge des TD 520 präsentiert sich nämlich in dem für Thorens typischen Understatement-Design und zieht gerade dadurch die Blicke des HiFi-Puristen auf sich.
Die Thorens-Konstrukteure spendierten ihrem Lieblingskind diese mit 55 Zentimetern überbreite Zarge allein zu dem Zweck, auch die Montage überlanger Zwölf-Zoll-Tonarme zu ermöglichen. Zwölf-Zoll-Tonarme waren ursprünglich speziell für die Abtastung der 16 Zoll (entspricht 40 Zentimeter) messenden amerikanischen Transcription-Records der vierziger Jahre entwickelt worden.
Da physikalischen Gesetzmäßigkeiten zufolge der ideale Tonarm unendlich lang sein müsste, um den tangentialen Spurfehlwinkel zu minimieren, kamen findige HiFi-Entwickler auf die Idee, den überlangen Tonarm auch für die Abtastung gewöhnlicher 30-Zentimeter-Schallplatten einzusetzen. So erweckte SME die eigentlich ausgestorbene Spezies in der audiophilen Serie 3012-R wieder zu neuem Leben. Tatsächlich bewirkt die Überlänge eine Reduzierung der lateralen Abtastverzerrung um maximal 25 Prozent; ihr Nachteil ist zwangsläufig die höhere Masse des Tonarms.
Im TD 520 steckt im Prinzip vertraute Thorens-Technik. Die Entwicklungsarbeit an dem riemengetriebenen Laufwerk galt der Optimierung bewährter Konstruktionsprinzipien.
So überarbeitete man in Lahr die Subchassis-Konstruktion des legendären Vorgängermodells TD 126 vollständig: Anstelle der bisher verwendeten Spiralfedern setzte man Blattfedern ein, die jeweils durch ein kurzes, stark belastbares Stahlseil mit dem Hauptchassis verbunden sind. Das soll ein wesentlich saubereres Ausschwingen des durch Trittschall angeregten Chassis sicherstellen und darüber hinaus seine Neigung zu den besonders kritischen Rotationsschwingungen (Drehschwingungen in der Horizontalen) wesentlich herabsetzen.
Auf der Basis der mit dem TD 320 gesammelten Erfahrungen entschied sich die Crew um Thorens-Entwickler Hermann Dinger, dass metallene Subchassis des TD 126 durch ein Chassis aus dem neu entwickelten Werkstoff MDF zu ersetzen, der mehrere günstige Eigenschaften in sich vereinigt.
Nicht zuletzt überdachte man bei Thorens auch den Antrieb und wählte anstelle des noch in den ersten drei Serien des TD 126 eingesetzten Gleichstrommotors wieder einen Synchronmotor, den ein Sinus-Generator mit einer Spannung konstanter Frequenz versorgt. Der nach Thorens-Spezifikationen von dem ebenfalls in Lahr ansässigen Elektromotoren-Hersteller Berger gefertigte Synchronläufer hat gegenüber dem Gleichstrommotor den Vorteil, dass er nur mit einem Geschwindigkeits-Regelkreis auskommt.
Durch Beschränkung auf wenige sinnvolle Bedienungselemente wie Knebelschalter für Drehzahlwahl und Tonarmlift sowie Kurzhubtasten für die Start/Stop-Funktion verbreitet auch die aufgeräumte Oberfläche des TD 520 wohltuendes High-End-Flair und ist ein magischer Blickfang.
Obwohl die Handhabung des TD 520 sogleich nostalgische Gefühle aufkommen ließ, machte dieser Analog-Aristokrat im Hörtest schnell klar, dass ungeachtet des angebrochenen Digitalzeitalters die Analogtechnik ihre letzte Karte längst noch nicht ausgespielt hat: Nach akribischer Justage des mit dem MC-Abtaster DDT von van den Hul bestückten SME-Tonarms vermochte der Thorens betörende Klänge in den Hörraum zu zaubern.
Maire Ni Bhraonains Stimme ("Macalla") schwebte beispielsweise plastisch und vollkommen frei zwischen den Referenzlautsprechern und gestattete es auch der Band Clannad, ihre nuancierten Arrangements detailreich und mit straffem Bassfundament zur Geltung zu bringen.
Ihre Fähigkeit, auch klanglich komplexe Strukturen analytisch und gleichwohl mit der gebotenen Homogenität aufzulösen, demonstrierte diese Analog-Kombination auch bei Stravinskys "Sacre du printemps" (DG 100 54) und Paniaguas "La folia" (Harmonia mundi 1050): Durch eine ausgezeichnete Tiefenstaffelung der Instrumente und eine Luftigkeit der Wiedergabe bis hin zu den unteren Tonlagen hinterließ die Thorens-SME-Kombi einen hervorragenden Eindruck. Lediglich das letzte Quäntchen an konturierter Tiefstbasswiedergabe blieb der Tonarm 3012 im Gegensatz zu seinem fast doppelt so teuren Bruder der Serie V noch schuldig.
So stand am Ende dieses Hörtests nicht nur die Einsicht, dass Spitzenklang auch im CD-Zeitalter noch von der Analogscheibe kommen kann - sondern ebenso die Erkenntnis, dass die ersten Schritte der Musikreproduktion von Hermann Thorens sich noch 100 Jahre später als gelungene Grundsteinlegung erwiesen.
Abschließende Bewertung: Spitzenklasse (5 Ohren)
Thorens Preisliste 1997 TD 520 / SME 3012 Mit Endabschaltung und Lift schwarz Tonarm SME 3012 DM 3859.- TD 520 / SME 312 Mit Endabschaltung und Lift schwarz Tonarm SME 312 DM 4784.- TD 521 Manuelles Laufwerk ohne Tonarm schwarz DM 1648; Aufpreis für Tonarm-Bohrung DM 133.- Aufpreis Palisander DM 150.-
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